Robo Advisor

Was ist da los

Redaktion -

Flossbach von Storch hat das Thema auch in Angriff genommen. Letzte Woche verkündeten die Giganten unter den deutschen Unabhängigen, dass sie schon im Januar, also weitgehend unbemerkt, eine Vermögensverwaltung gestartet haben, bei der es ein digitales Onboarding, sieben unterschiedliche standardisierte Vermögensstrategien sowie ein digitales Reporting gäbe. Nein, man sei kein Robo, hieß es aus Köln. Das Angebot „Flossbach von Storch One“ solle auch nicht auf digitale Vermögensverwaltung reduziert werden. Natürlich wollen FvS aber in genau diesem Wettbewerbsfeld dabei sein und künftig gegen die Scalables, Liqids und Solidvests dieser Welt antreten, die digitale Zukunft nicht verpassen. Ähnlich erfreuliche Botschaften gibt es auch von der Kölner Maiestas. Die hat zusammen mit Investify eine digitale Verwaltung aufgesetzt. Das ist schon das zweite Angebot für Kunden. Seit einiger Zeit ist man auch auf dem digitalen Marktplatz V-Check vertreten (s.a. den Gastbeitrag in dieser Ausgabe). Für Maiestas-Chefin Petra Ahrens ist das auch eine Folge der immer noch nicht befriedigend gelösten Schnittstellen-Problematik in der Verwaltung, die Voraussetzung, um Wachstum wirklich skalierbar zu machen.

Die Zahl der Robos wird sich durch diese Marktzugänge auf Jahressicht aber wohl dennoch nicht erhöhen, denn auf der anderen Seite haben einige unabhängige Vermögensverwalter ihre Programme wieder abgeschaltet oder planen dies zu tun.  

Ganz vom Netz ist Instafolio gegangen, der Robo der Hamburger DGK. Geschäftsführer Christian Gritzka sieht dies mit gemischten Gefühlen. „Ohne sehr hohen Marketingaufwand lässt sich aktuell keine hohe Sichtbarkeit am Markt mehr erreichen. Wann sich eine solche Investition dann für den Vermögensverwalter rechnen würde, steht in den Sternen.“ Unterschiedliche Auffassungen über die Funktionalität der Plattform zwischen DGK und dem Technologie-Partner waren laut Gritzka am Ende ausschlaggebend für den Schlussstrich. Für kleinere Anlagesummen bietet DGK Interessenten jetzt eine standardisierte Anlagealternative auf der Basis von ETFs, in der Kunden die Expertise der Hamburger Verwaltung erleben können.

„Nicht mehr ganz so aktiv“ wird auch die Robo-Investmentmöglichkeit der KSW angeboten. Das Angebot der Nürnberger bestand darin, Interessenten mit kleineren liquiden Vermögen an Scalable weiterzuleiten. Über Scalable hatte dieses Kundenklientel die Möglichkeit kostenoptimiert eine vernünftige Depotstruktur aufbauen zu können. Die Mandatsgrößen im kleineren Bereich sind für den Nürnberger Vermögensverwalter nicht kostendeckend, weshalb man auf den Aufwand einer Lösung im eigenen Gewand bewusst verzichtet hatte. Nach gut vier Jahren äußert sich Geschäftsführer Wolfgang Köbler vom Interesse an dieser Leistung eher verhalten. „Die Kunden wünschen sich in ihrem Segment die gewohnte persönliche Ansprache“, sagt er.

Mit dem Gedanken, den eigenen Robo abzuschalten, beschäftigt sich seit einer Weile auch Marc-Oliver Lux von der Dr. Lux & Präuner Vermögensverwaltung aus Grünwald. Lux hatte die digitale Vermögensverwaltung als einer der ersten in der Gilde der Unabhängigen eingeführt. Mittlerweile hält sich seine Begeisterung bei dem Thema sehr in Grenzen. Selbst im Corona-Jahr konnte man keinen entscheidenden Zuwachs an dem ohnehin bescheidenen Kundeninteresse feststellen. Es fehle, so Lux, insbesondere den kleineren Verwaltern an Marketingkapazitäten. Er rechnet damit, dass das Thema digitale Vermögensverwaltung in Zukunft wohl nur noch von einigen Großen gespielt werden wird, die über die entsprechenden Vertriebskapazitäten verfügten.

Tatsächlich hat sich der Markt schon gehörig aufgespalten. Von den einst spezialisierten Robos sind mittlerweile einige, zuletzt etwa der Vaamo-Nachfolger Moneyfarm aus Deutschland verschwunden. Auch die Lieferanten von Robos für unabhängige Vermögensverwalter treten weniger offensiv auf und sind entweder wie Elinvar dabei, sich auf Banken und Gesamtlösungen zu kaprizieren. Oder man wandelt sich wie Growney mehr und mehr vom Dienstleister zum Wettbewerber. Es gibt auch wachsende Robos, insbesondere Scalable und Liqid. Beide zusammen kommen auf Assets von etwa vier Milliarden Euro, wahrscheinlich mehr als der gesamte Rest der Robos in Deutschland. Die Performance kann für diese Entwicklung kaum verantwortlich sein, denn ausgerechnet der Marktführer konnte in dieser Disziplin bislang kaum überzeugen. Es war wohl eher die kluge Geschäftspolitik, insbesondere das Marketing, mit dem Scalable bei Geldgebern und Kunden punktet. Liqid, die aus dem Umfeld der (ohnehin innovativen) Bad Homburger HQ Trust, dem Family Office der Quandt-Familie stammt, konnte insbesondere mit der Integration von Anlageklassen, die für kleinere Anlagen unerreichbar sind, punkten. In einer Befragung, die unsere Schwesterpublikation RenditeWerk bei Robos im vergangenen Monat veranstaltete, meldete Liqid in der Risikoklasse bis 30 Prozent Aktien das beste Ergebnis.

Ebenfalls sehr gut schnitt eine andere digitale Vermögensverwaltung ab, Vividam aus dem Hause der Marburger Finet. Vividam bezeichnet sich seit der Implementierung 2018 selbst als den grünen digitalen Verwalter, das passt gerade bestens zum ESG-Hype. Auch wegen dieser Ausrichtung konnte man von deren Boom im vergangenen Jahr profitieren. Nach Auskunft von Frank Huttel, dem CIO von Finet, der auch die Strategie für den Robo festlegt, hat man in diesem Jahr immerhin schon rund zehn Millionen Euro an zusätzlichen Mitteln gewonnen. Ein guter Teil davon dürfte von den angeschlossenen Vermittlern der Marburger kommen, denn aufgrund der eher hohen Gebühren von knapp über einem Prozent für Vividam sind auch Tippgeber-Provisionen und Service-Pauschalen darstellbar. Auch die digitale Verwaltung von Maiestas ist nach Aussage von Petra Ahrens hoch genug bepreist, um den Vertrieb angemessen zu entlohnen. Das gilt auch für Flossbach von Storchs One:  Anlagebeträge zwischen dem Minimum von 100.000 und einer Million Euro kosten 1,2 Prozent. Beträge über eine Million Euro werden pauschal mit 0,95 Prozent berechnet. Selbst verglichen etwa mit den Angeboten, die unabhängige Verwalter und Banken für Individual-Mandate auf der Ausschreibungsplattform Finanzausschreibung.de abgeben, liegen diese „digitalen“ Gebühren in der oberen Hälfte der VV-Sätze.

Frank Huttel, CIO Finet

Das Finden eines Alleinstellungsmerkmales ist wohl für künftige Erfolge neben der Performance ein entscheidendes Kriterium für marketinglimitierte Wettbewerber. Ob die Aussage, man sei ja kein Robo, weil das Assetmanagement händisch erfolge, ausreicht, muss nach den bisherigen Erfahrungen bezweifelt werden. Auch die Aussage, man verwende keine ETFs, sondern auch aktive Fonds und Einzeltitel wird bei der Kundschaft wohl kaum einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Eher könnten schon spezialisierte Strategien wie etwa das Edelmetall-Depot von Maiestas zünden.   

Petra Ahrens, CEO Maiestas

 

Trotz der durchwachsenen Erfahrungen mit digitaler Vermögensverwaltung: Alle Beobachter sind sich sicher, dass das Digitale in der Vermögensverwaltung der Zukunft unaufhaltsam eine größere Rolle spielen wird. Auch Wolfgang Köbler von KSW zweifelt nicht daran. Und er testet schon neue erfolgversprechende Bausteine. Auf der Website des Verwalters haben Kunden verschiedene Möglichkeiten, digitale Angebote in Anspruch zu nehmen. Unter dem Befehlsreiter KSW Bankenportal können sie beispielsweise direkt auf vier verschiedene Depotbanken zugreifen und zur Depoteinsicht gelangen.

Unter dem Befehlsreiter KSW digital gelangen Interessierte und Kunden zu drei weiteren Angeboten. Das eine ist ein Tool für eine digitalisierte Finanzplanung, KSW Privatfinanz. Die Software stellt der Münchener Dienstleister XPS bereit. Nach Auskunft von Köbler nutzen „noch nicht übermäßig viele“  die eigenständige Eingabemöglichkeit, „weil Kunden hier gerne den Service der Beratung in Anspruch nehmen“. Köbler, dessen Analog-Kunden immerhin zu 60 Prozent „verplant“ werden, ist damit noch nicht ganz zufrieden, weil für die KSW „Finanzplanung eine Kerndienstleistung ist, mit der wir uns dauerhaft vom Wettbewerb abheben können“.

Wer sich über aktuelle Börsenkurse informieren möchte, gelangt mit einem Klick auf das „KSW Börsenportal“ auf die „Analyse und Trading-Plattform Guidance“, die zur Börse AG-Gruppe gehört. Anleger können sich Musterdepots anlegen, Experten-Tipps einholen oder einfach die Börsenkursentwicklung studieren.

Am zufriedensten scheint Köbler bislang mit dem Angebot von Wealthpilot auf seiner Seite zu sein. Der Dienstleister bietet Vermögensverwaltern individualisierte Analyse- und Informationsmöglichkeiten an. Endkunden können etwa auf einen Blick aggregierte Vermögenspositionen (ganz unterschiedlicher Provenienz) sehen, individuelle Vermögens- und Zahlungsziele einstellen und vieles mehr. KSW bietet den Dienst als Administrator in Zusammenhang mit der V-Bank an. Zusätzlicher Vorteil: Als Administrator hat die Vermögensverwaltung, mit Einwilligung des Vermögensinhabers selbstverständlich, Zugriff auf alle Seiten und der Kunde hat dann die Möglichkeit direkt mit einem Berater der KSW zielgerichtet zu sprechen.

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Empfehlung

Unsere Schwesterpublikation RenditeWerk befragte zwischen dem 26. Mai und dem 9. Juni insgesamt 21 digitale Vermögensverwaltungen nach den Erträgen 2020 in drei verschiedenen Risikoklassen. Wir empfehlen daraufhin:

 

Bis 30% Aktien: Liqid (7,66 Prozent, nach Kosten)

Bis 60% Aktien: Vividam (10,55 Prozent, n.K.)

Bis 100% Aktien: Vividam (17,67 Prozent, n.K.)

 

 

 

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