Value-Kolumne

Rohstoffe im jungen Superzyklus: Attraktive Chancen für Anleger

Gastautor -

von Mirko Kohlbrecher, Investmentstratege bei der Spiekermann & CO AG in Osnabrück

Im Frühjahr 2021 hatten wir in unserer Kolumne „Rohstoffe: Der neue Superzyklus startet durch“ beschrieben, was wir für die kommenden Jahre am Rohstoffmarkt erwarten – nämlich steigende Preise. In der Tat stand der maßgebliche CRB-Index von Reuters/Jeffries, der unterschiedliche Rohstoffe abbildet, nur ein Jahr später spürbar höher! Danach gab es wegen der Zinserhöhungen in der westlichen Welt und der Wachstumsabschwächung in China einigen Gegenwind, doch der Index hielt sich unter diesen Umständen gut. Nach der Korrektur rechnen wir mit tendenziell wieder steigenden Preisen in den kommenden Jahren. Anbei die maßgeblichen Gründe:

Rohstoff-Superzyklen dauern im Schnitt rund 20 Jahre

Die Rohstoffmärkte haben im Jahr 2020 mit hoher Wahrscheinlichkeit einen neuen Superzyklus begonnen. Mit dem Anstieg des CRB-Index zwischen April 2020 und Mai 2022 wurde der vorherige zwölfjährige Abwärtstrend offensichtlich beendet. Wie die Forschung schon vor Längerem erkannt hat, sind die Zyklen an den Rohstoffmärkten langfristiger Natur, weshalb sie auch als Superzyklen bezeichnet werden. Ein solcher Superzyklus mit steigenden Preisen dauert im Mittel 20 Jahre, wie Analysen seit dem Jahr 1788 zeigen. Ob es auch dieses Mal 20 Jahre sein werden, wissen wir natürlich nicht. Aber mit einer Dauer von nur dreieinhalb Jahren seit dem Frühjahr 2020 ist wahrscheinlich: Dieser Superzyklus steht erst an seinem Anfang. Wir glauben: Der Zyklus befindet sich erst in seinem ersten Drittel.

Notenbanken werden Zinsen senken und für Liquidität sorgen

Eine weitere Erkenntnis der Forschung ist: Änderungen im Währungssystem haben einen großen Einfluss auf die Bullen- und Bärenzyklen an den Rohstoffmärkten. Als Präsident Roosevelt Amerika 1933 vom Goldstandard trennte, kam es mit einem Plus von knapp 700 Prozent zum bislang größten Bullenmarkt bei Rohstoffen. Auch für andere historische Phasen lässt sich feststellen: Liquidität und Geldschöpfung waren die Haupttreiber für steigende oder fallende Märkte.

Damit stellt sich die Frage: Was werden die Notenbanken tun? Das wichtigste Argument, warum die Währungshüter dem Markt nicht über längere Zeit Liquidität durch Zinserhöhungen entziehen können, ist: Die westlichen Staaten sind viel zu hoch verschuldet, als dass sie sich eine dauerhaft höhere Zinslast leisten könnten. Die offizielle Staatsverschuldung der USA liegt bei 33 Billionen Dollar, für die je nach Laufzeit der neuen Anleihen nun vier bis fünf Prozent Zinsen zu zahlen sind. Auch die EU kann die deutlich höheren Zinsen nicht dauerhaft schultern. Powell, Lagarde & Co. wird nichts anderes übrigbleiben, als die Zinsen, vermutlich 2024, zu senken. Eine schwache Inflation, eine ausgeprägtere Rezession oder eine erneute Instabilität im Finanzsystem könnten die willkommenen Anlässe sein.

Angebot und Nachfrage aus dem Gleichgewicht

Ein wichtiger Preistreiber für die Rohstoffe ist zudem das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage. Da das Erschließen von Minen und Ölfeldern Jahre in Anspruch nimmt und in der letzten Dekade zu wenig in neue Vorkommen investiert wurde, wird diese Lücke auf Jahre weiter bestehen.

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