Gastbeitrag

M&A pimpt Performance auf

Gastautor -
Von Frank Fischer, CEO und CIO der Shareholder Value Management AG

 

Fusionen und Übernahmen erleben derzeit einen Boom. Davon profitieren auch unsere Mandate, wie der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen und der Frankfurter – Value Focus Fund.

Zuletzt war es die Immunodiagnostic Systems Holdings PLC. Ihre Übernahme durch PerkinElmer Holdings bescherte den Portfolios eine schöne Übernahmeprämie. Kurz danach verschaffte die Carlyle Group bei der Übernahme der Schaltbau AG unseren Investoren eine Prämie von gut 30 Prozent. Davor waren es STADA, Pulsion, GfK, Ciments Francais, Heiler Software – unsere Mandate haben in den letzten Jahren immer wieder von den Übernahmen von Portfoliounternehmen profitiert. Bei Heiler Software zahlte der US-Konzern Informatica sogar das 2,5-fache des damaligen Börsenwertes! Ein wahrer Geldregen! Und wenn man die jüngsten Zahlen im M&A-Markt sieht, ist dieser Trend ungebrochen.

Niedrige Finanzierungskosten befeuern den Boom

Das Geschäft mit Unternehmensübernahmen- und Fusionen (M&A) summierte sich allein im August weltweit auf zugesagte Transaktionen von 500 Milliarden US-Dollar. Damit klettert das gesamte Volumen seit Anfang des Jahres auf rund 3,9 Billionen US-Dollar. Das sind schon heute knapp zehn Prozent mehr als im gesamten letzten Jahr. Gut die Hälfte des auf den europäischen sowie auf den US-amerikanischen Markt entfallenden Betrags war durch strategische Gesichtspunkte wie Synergieeffekte oder durch die Diversifikation von Geschäftstätigkeiten getrieben. Einen historisch hohen Anteil von circa 40 Prozent dieses Volumens trugen Private-Equity-Gesellschaften bei. Diese investieren, so eine Untersuchung der Deutschen Bank, nicht nur in privat gehaltene Firmen, sondern vermehrt auch in börsengelistete Unternehmen.

Das rege Geschäft mit Unternehmenszukäufen profitiert von niedrigen Finanzierungskosten sowie einer robusten Erholung der Wirtschaft und der Gewinne. Und schaut man sich allein nur die Gewinne der DAX-Unternehmen an, so haben die noch nie so viel verdient wie im ersten Halbjahr 2021. Nach Handelsblatt-Berechnungen kamen sie allein in den ersten sechs Monaten auf einen Nettogewinn von 62,3 Milliarden Euro. Im gesamten Vorjahr waren es nur 41 Milliarden Euro.

Auf der anderen Seite könnte die aktuelle Dynamik wie üblich in Euphorie münden und anschließend zu Kursverlusten führen. Zwar besteht dieses Risiko, doch wie es aussieht, steht das Ende des aktuellen Zyklus noch nicht bevor.

M&A-Markt zieht Schlussstrich unter Coronakrise

Ein wichtiger Punkt spricht gegen ein baldiges Ende. Wie nicht anders zu erwarten, versetzte die Pandemie den M&A-Markt zunächst in Schockstarre. Nun nimmt der Deal-Flow aber wieder massiv an Fahrt auf. Wie das „FINANCE M&A Panel“ jüngst ergab, sind es vor allem zwei Faktoren, die den Markt derzeit treiben: Der wichtigste Deal-Treiber ist mit einem Wert von 7,86 von 10 möglichen Punkten die Erweiterung des Produkt- und Technologieportfolios.  Auf Platz zwei landet die Beschleunigung des Wachstums. Auch die Expansion in neue Märkte ist für Unternehmen ein wichtiges Motiv für Zukäufe und landet auf dem dritten Platz. Dass die M&A-Profis wieder auf Wachstum und Expansion setzen, ist ein eindeutiger Hinweis darauf, dass die Unternehmen den von Liquiditätssicherung und Sparmaßnahmen geprägten Krisenmodus hinter sich gelassen haben.

Und dann natürlich der Private Equity-Markt. Auf der Suche nach Rendite stellen Investoren diesen Unternehmen immer mehr Geld zur Verfügung. Und das führt zu immer neuen Deals. Nach Berechnungen von PwC stieg allein in den ersten fünf Monaten dieses Jahres das Volumen der PE-Deals um 21,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, was zu 2.346 Deals führte.

Private-Equity-Firmen profitieren dabei von einem starken Rückenwind am Markt, der durch historisch niedrige Zinssätze und ein Rekord-Fundraising ausgelöst wird, das mit einem sogenannten „US-PE-Dry-Powder“ von 150,1 Milliarden US-Dollar einen historischen Höchststand erreicht hat. Darüber hinaus gibt es immer mehr Fonds, die von PE-Experten aus bereits etablierten Fonds aufgelegt werden, was zu einem hohen Maß an einsetzbarem Kapital führt.

Private Equity treibt die Preise für Zielunternehmen

Der Kampf um geeignete Übernahmeziele treibt die Preise. Denn der Wettkampf um attraktive Assets bleibt nach Expertenmeinung hoch. Und das spiegelt sich auch in den Kaufpreisen wider. Dass in vielen Branchen überhöhte Kaufpreise gezahlt werden, ist heute schon erkennbar. Die Bewertungen werden im Kampf um geeignete Unternehmen immer weiter ausgereizt. Sie haben ihr enormes Vorkrisenniveau bereits wieder erreicht. Und das schreckt vor allem Unternehmen zunehmend ab.

Doch wohin mit dem Geld? Waren die Unternehmen in der Krise vorsichtig, so starten viele von ihnen wieder Aktienrückkaufprogramme. So erhöhte Apple sein Aktienrückkaufprogramm kürzlich um 90 Milliarden Dollar. Bei der Google-Mutter Alphabet, die auch bei uns in den Portfolios ist, beträgt das Plus 50 Milliarden Dollar und die US-Großbank JP Morgan Chase gab jüngst bekannt, in nächster Zeit eigene Papiere im Volumen von 30 Milliarden Dollar erwerben zu wollen. Das sind nur drei Unternehmen von vielen, die ihre nach der Krise wieder erfreuliche Geschäftslage nutzen, um ihren Aktionären Gutes zu tun.

Aktienrückkäufe treiben weiterhin die Kurse

Solche Aktienrückkäufe stellen für Unternehmen eine attraktive Alternative zur Dividendenausschüttung dar, denn sie können flexibler gehandhabt werden: Geht es der Firma gut, können mehr eigene Papiere aufgenommen werden, läuft es nicht so gut, werden die Rückkäufe eingeschränkt. Aus Sicht der Investoren haben diese Rückkäufe große Vorteile: Zum einen sinkt die Zahl der am Markt befindlichen Papiere eines Unternehmens, was unter der Annahme einer unveränderten Nachfrage generell gut für den Aktienkurs ist. Zum anderen verteilt sich auch der Gewinn des Unternehmens fortan nur noch auf diese geringere Zahl an Anteilscheinen – der Gewinn je Aktie geht nach oben. Diese Rückkäufe gelten daher als beliebtes Mittel zur Kurskosmetik – und gemessen an den Ankündigungen, die von den Konzernen in den letzten Wochen und Monaten gemacht wurden, ist davon in nächster Zeit noch einiges zu erwarten. Nach Angaben der US-Bank Goldman Sachs haben allein US-Unternehmen in den ersten vier Monaten dieses Jahres Rückkäufe im Umfang von insgesamt 484 Milliarden Dollar angekündigt. Das ist der höchste Wert seit mindestens zwei Jahrzehnten. Und mit Blick auf den Rest des Jahres kann das Volumen, so Goldman Sachs, das des Vorjahres um 35 Prozent übersteigen.

Wie man es auch dreht und wendet: Solange die Notenbanken mitspielen und die Zinsen weiterhin um die Null-Prozent-Linie belassen, wird das viele Geld weiterhin in die Märkte fließen. Wir gehen davon aus, dass das M&A-Geschäft die Performance unserer Mandate auch weiterhin „aufpimpen“ wird. Sollten es aber „nur“ Aktienrückkaufprogramme sein, von denen unsere Anleger profitieren, soll uns auch das recht sein!

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