Warum Anleger jetzt auf die zweite Reihe setzen sollten
Von Jens Tiemann, Vermögensberater bei der Kroos Vermögensverwaltung AG in Münster
Beim Blick auf die Entwicklungen der letzten beiden Jahre von DAX und MDAX könnte man zu dem Schluss kommen, dass es nicht sinnvoll ist, in Small- und Midcaps zu investieren. Mit einer Outperformance von etwa 30 Prozent lag der DAX gegenüber den Kleinaktien klar vorne. Historisch gesehen waren die kleineren Werte jedoch häufig erfolgreicher. Gerade jetzt haben deutsche Nebenwerte ein erhebliches Kurspotenzial.
Die schlechtere Entwicklung der kleineren Unternehmen an der Börse, die sogenannten Small- und Midcaps, hat Gründe. Nebenwerte gelten im Vergleich zu Standardwerten häufig als höher verschuldet. Durch die in den letzten Jahren deutlich gestiegenen Zinsen wird dies zum Nachteil. Hier lohnt allerdings ein genauer Blick auf einzelne Werte. Generell lässt sich feststellen, dass der Durchschnitt der Midcaps zwar tatsächlich höher verschuldet ist. Allerdings ist Verschuldung bei den Unternehmen extrem unterschiedlich. Zudem erwartet die Mehrzahl der Marktteilnehmer in den kommenden Monaten sinkende Zinsen. Das würde den Midcaps zugutekommen.
Viele Hidden Champions
Zudem gelten die meist mittelständischen Unternehmen, die im MDAX vertreten sind, als zyklischer und damit deutlich anfälliger für konjunkturell schwierige Phasen, wie wir sie aktuell erleben. Der genaue Blick zeigt, dass sich im MDAX viele „Hidden Champions“ finden. Das sind echte Weltmarktführer, die Nischen besetzen. In diesen Nischen haben sie oft eine hohe Marktmacht und generieren starke Margen. Häufig sind sie in weniger zyklischen Geschäftsfeldern wie der Medizin oder in der Nahrungsmittelbranche als Zulieferer tätig und somit eher konjunkturresistent.
Günstig bewertet
Die Kombination aus stabilem Geschäft, steigenden Gewinnen und sinkenden Kursen von Midcaps sorgt derzeit für eine Besonderheit. Gemessen am KGV ist der MDAX derzeit deutlich günstiger als der DAX. Wachstumsstarke Unternehmen werden an der Börse aber im Regelfall höher bewertet als Standardaktien. Das Verhältnis wird sich wieder umkehren. Es fragt sich nur wann.
Sollte die Wende starten, haben deutsche Nebenwerte erhebliches Kurspotenzial
Zudem sollte man beachten, dass deutsche Nebenwerte im Verhältnis zu den internationalen Konkurrenten derzeit besonders günstig sind. Gleichzeitig erwirtschaften sie einen hohen Anteil ihrer Umsätze im Ausland. Sie sind also nur teilweise von der konjunkturellen Schwäche in Deutschland betroffen.
Lieber Fonds als ETFs
In der Konsequenz halten wir deutsche Nebenwerte für kaufenswert. Die Frage, ob besser ein aktiv gemanagter Fonds gegenüber einem ETF präferiert werden sollte, beantworten wir mit einem klaren „Ja“. In einem heterogenen Markt, in dem es stark auf die fundamentale Analyse jedes einzelnen Unternehmens ankommt, kann ein Fondsmanager eine echte Outperformance gegenüber dem Marktdurchschnitt erreichen.
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