Rhein Asset Management (RAM)

Was haben Sie mit RAM vor?

Redaktion -
Dr. Martin Stötzel ist Gründer und Managing Partner von Rhein Asset Management

 

Gespräch über Erfolgsfaktoren

Was hat RAM vor, Herr Dr. Stötzel, Herr Weiss?

Die Rhein Asset Management gilt als eine der innovativsten unabhängigen Vermögensverwaltungen in Deutschland. Wir fragten Dr. Martin Stötzel, Gründer und Managing Partner von Rhein Asset Management, und Burkhard Weiss, Managing Partner und Head of Institutional Clients & ESG bei Rhein Asset Management, nach den Gründen und nach den nächsten Plänen von RAM.

 

Private Banker: RAM gilt als ein vorausschauender Vermögensverwalter. Woran liegt das?

Dr. Martin Stötzel: Das hat viele Gründe, liegt zum Beispiel an der Zusammensetzung unserer Berater, die ganz unterschiedliche Sichtweisen und Hintergründe einbringen. Ein wichtiger Faktor ist aber auch unser Kundenstamm. Vieles von dem, was wir in den vergangenen Jahren gemacht haben, wurde durch deren Anstöße in Gang gesetzt.  

 

PB: Zum Beispiel?

MS: Ja, wir haben Zertifikate schon relativ früh als Anlagevehikel eingesetzt und daran waren Kunden beteiligt. Wir hatten damals eher wenige, aber hochvolumige Mandate, bei denen Anlagenischen besetzt werden mussten, die für Fonds zu klein und für die Einzelbewirtschaftung zu groß schienen. Zertifikate waren da ideale Produkte. Daraus haben sich später zum Beispiel auch Garantiezertifikate entwickelt.

 

PB: Die mit den sinkenden Zinsen obsolet geworden sind.

MS: Ja, mit den unbefriedigenden Renditen für hochsichere Anlagen haben Kunden nach Alternativen gefragt und daraus sind auf Aktien basierende Strategien entwickelt worden, die das Downside-Risiko deutlich bis auf Anleihen-Niveau senkten; wenn man so will, ein Vorläufer einer Absolute Return Strategie.  

 

Nachhaltige Kapitalanlage

PB: Ging ihr frühzeitiges Engagement im ESG-Bereich, für den der von Ihnen initiierte Ethik 30 Aktienindex samt Fonds steht, auch auf Kundenwünsche zurück?

MS: Ein Kunde, eine Diözese, hatte angefragt, ob wir eine nach ethischen Gesichtspunkten ausgerichtete Investitionsstrategie anbieten könnten. Das war 2014. Die wollten keine Atomkraft und keine Abtreibung im Depot, da haben wir gesagt: „Wir machen euch ein hundertprozentig ethisches Aktienvehikel.“ Deren interne Benchmark war der DAX, deswegen wurde der Ethik 30 Index entlang der DAX100-Werte konstruiert. 16 Titel stammen aus dem DAX30, die übrigen 14 haben wir aus MDAX, SDAX und TecDAX aufgefüllt. Wir haben den RAM Ethik Fonds aus der Taufe gehoben und einen wie ich meine hochkarätig besetzten Ethikrat installiert. Der besteht aus Köpfen wie Pater Anselm Grün oder Prof. Dietrich Grönemeyer.

 

PB: Greifen die tatsächlich ein?

MS: Allerdings. Der Rat wurde ganz bewusst mit streitbaren und unabhängigen Köpfen besetzt. Denen hat zum Beispiel der Hochfrequenzhandel nicht gefallen, auch deswegen sind die Banken aus dem Universum verbannt worden.  

 

 

PB: Nachhaltigkeit und ESG sind mächtige Argumente geworden, gesetzlich europaweit verankert und in aller Munde. Ist das Thema bei Rhein Asset noch ein wenig eine Nische, wenn man zum Bespiel das moderate Volumen des RAM Ethik Fond betrachtet?

MS: Das Thema wird im Moment von vielen Marktteilnehmern massiv als Marketinginstrument benutzt und ist teilweise ein Stück weit beliebig geworden. Darüber hinaus brauchen sie als Vermögensverwalter immer Kunden, die diese Produkte aktiv nachfragen. Wir sehen aber seit einigen Monaten ein steigendes Interesse und mehr Nachfragen bei unseren Neukunden nach dem ESG-Thema. In 2021 werden deshalb alle Fondsprodukte und die zentralen Vermögensverwaltungsstrategien bei Rhein Asset Management komplett ESG-konform sein.

 

PB: Könnte man das Thema ESG durch Kooperationen etwa im VuV nach vorne bringen?

MS: Auch daran denken wir. Wir sehen das Thema momentan aber vor allem als Türöffner und Voraussetzung für das angestrebte Wachstum im institutionellen Geschäft und sind froh, mit Burkhard Weiss jetzt einen ausgewiesenen ESG-Sektorexperten an Bord geholt zu haben.

 

PB: Sie haben eben schon die Beraterqualität als Erfolgsfaktor erwähnt.

MS: Ja, wie gesagt, wir erachten es als Vorteil, dass wir nicht einfach alle aus einer Bank deren Unternehmenskultur mit in die Selbständigkeit genommen haben. Wir haben ganz unterschiedliche Wurzeln, Herangehensweisen und Spezialgebiete und diese Vielfalt ist ein begünstigender Umstand für die unternehmerische Entwicklung. Mein Mitvorstand Michael Sievers kommt von Feri, Thomas Holler kommt von der HSBC. Meine Wurzeln liegen bei Schröder Münchmeyer Hengst.

 

Burkhard Weiss, RAM-Berater

Mehr Institutionelle Vermögensverwaltung

PB: Institutionelle und private Vermögensverwaltung wächst stärker zusammen. Was hat RAM vor?

Burkhard Weiss:  Wir wollen uns fit machen, um im institutionellen Geschäft ein noch stärkerer Mitbewerber bei den unabhängigen Vermögensverwaltungen zu sein. Das bedeutet für RAM mit ihren aktuellen und neuen institutionellen Kunden zukünftig zu wachsen, was sicher auch ein Stück weit eine intern stärkere Strukturierung und Standardisierung für diese Kundengruppe voraussetzt. Gleichzeitig aber ist es natürlich unser Anspruch, unsere Stärken und hohe Individualität im Privatkundengeschäft zu erhalten und dieses Geschäft ebenfalls parallel weiter zu stärken und auszubauen.

 

PB: Standardisierung auf der Produktebene?

BW: Auch da, aber auch in den Research- und Management-Prozessen bis zum Investment-Komitee. Sehen Sie, die Perfomance unserer Fondsprodukte und Strategieportfolien ist nachhaltig exzellent sowohl in den letzten 12 wie auch 24 Monaten. Institutionelle Kunden wollen aber zum Beispiel auch was Reporting, Dokumentation, ESG-Konformität, Liquidität und Investmentprozesse angeht immer den bestmöglichen Standard. Hier wollen wir uns weiter verbessern und noch effizienter werden.

 

PB: Wie groß ist der Wettbewerbsnachteil, den Unabhängige gegenüber Banken im institutionellen Geschäft immer noch haben?

BW: Früher haben Institutionelle auf private Vermögensverwaltungen teilweise vielleicht ein wenig von oben herabgeschaut. Seit dem Erfolg einiger großer unabhängiger Vermögensverwaltungen aus dem süddeutschen oder dem Kölner Raum …

 

PB: Sie meinen z.B. Flossbach …

BW: … hat sich da viel getan. Ja, die Akzeptanz ist viel größer geworden. Man muss bedenken, dass bei vielen Banken und Asset Managern in den letzten Monaten und Jahren stark restrukturiert wurde und Ansprechpartner und Teams verschwunden sind. Hinzu kommt, dass Banken beim Verbraucher auch teilweise einen Vertrauensverlust erlitten haben und dies den Bedarf an und die Nachfrage nach bankenunabhängiger Vermögensverwaltung und damit auch unabhängiger Produktauswahl enorm gesteigert hat. Die stärkere Regulierung hat sicherlich zusätzlich das Vertrauen in unabhängige Vermögensverwaltungen forciert. Ja, es gibt sehr spannende Möglichkeiten für Wachstum in den nächsten Jahren.

MS: Interessanterweise kontrastiert die immer größere Akzeptanz bei den Institutionellen manchmal mit einer Unkenntnis bei den vermögenden Privatkunden. Ich muss auch heute nach über 22 Jahren Unternehmensgeschichte bei Privatkunden oftmals versichern, dass wir nur sein Geld auf seinen  Konten/Depots verwalten und nie seinem Vermögenskreislauf entnehmen können (lacht….).

 

PB: Ist Standardisierung für sie ein Problem, Herr Stötzel?

MS: Mehr eine Herausforderung: Uns ist klar, dass wir auch zukünftig den Spagat schaffen müssen zwischen einem maximal professionellen Apparat mit perfekter Dienstleistungs- und Produktqualität in unseren Fonds und zentralen Vermögensverwaltungsprodukten und einem weiter sehr individuellen und maßgeschneiderten Portfolio- und Produktansatz für alle Kunden, die das anfragen und wünschen. Dies zeichnet Rhein Asset seit vielen Jahren aus. Wir sind z.B. auch wieder von Citywire als einer der besten unabhängigen Vermögensverwalter Deutschlands in 2020/21 ausgezeichnet worden und das soll auch zukünftig unser unbedingter Anspruch sein.

BW: Soviel Individualität wie möglich und so viel Standardisierung wie nötig, ist unser Motto. So eine Breite der Angebote, wie sie hier vorhanden ist, hätte ich vor meinem Start nicht erwartet. Neben Aktien, Renten, Fonds, Vermögensverwaltung und Family-Office-Dienstleistungen bieten wir bei Rhein Asset unseren Kunden zum Beispiel auch bei dem Thema Immobilien und Finanzierungsvermittlung Beratung an. Das ist vom Produkt-Knowhow sicherlich nicht branchenüblich und Standard für eine Vermögensverwaltung von unserer Größenordnung (Rhein Asset hat Assets under Management von gut 1,2 Mrd. Euro).

 

PB: Muss RAM „noch grüner“ werden, um zukünftig im institutionellen Bereich mehr Geschäft machen zu können?

MS: Man muss schon unsere Möglichkeiten sehen. Es gibt die kirchlichen Banken oder die GLS, die für einen Nachhaltigkeitsansatz schon aufgrund ihrer Herkunft stehen. Daneben gibt es auch immer mehr spezialisierte Fondgesellschaften mit ESG-Impact-Fonds und große Fondsgesellschaften, Banken oder ETF-Anbieter die hier ebenfalls mitspielen beim großen ESG-Anlagetrend.  Aber Investoren wissen, dass wir bei Rhein Asset bei ethischen Anlagen und dem Thema Nachhaltigkeit ein Pionier sind. Wir stellen das Thema „ESG“ bei unseren Fonds und unseren zentralen Vermögensverwaltungsprodukten in die Mitte unserer Anlageentscheidungen und wenden negative Ausschlusskriterien (Nachhaltigkeitsfaktoren) an, genau wie wir im zweiten Schritt positive ESG-Scores und damit Nachhaltigkeitsrisiken für unser Aktienuniversum berücksichtigen. Idealerweise führt das für unsere Kunden zu gleicher Performance bei geringerem Risiko oder im Idealfall sogar zu einer besseren Performance durch unseren ESG-Ansatz.

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