Studie zum Dispositionseffekt

Zu früh verkauft - dennoch Kick für Spekulanten

Redaktion -

Ein in der Finanzmarktforschung häufig untersuchter Aspekt des Investorenverhaltens ist der Dispositionseffekt. Der besagt, dass Anleger dazu neigen, Wertpapiere, deren Kurs seit einem Kauf gestiegen ist, tendenziell zu früh zu verkaufen, und Wertpapiere, deren Kurs seither gefallen ist, tendenziell zu spät zu verkaufen.

Eine frische Studie von Sabine Bernhard, Martin Weber und Benjamin Loos (von den Universitäten Frankfurt, Mannheim und New South Wales) über das Verkaufsverhalten von Privatanlegern in Deutschland und den USA wirft ein neues Licht auf diesen Effekt. Demnach ist nicht einfach der Kursverlauf seit Kauf entscheidend, sondern mehr noch der spekulative Charakter eines Wertpapiers. Eine Geldanlage ist nach Definition der Studienautoren umso spekulativer, je größer die Varianz (Streuung) und je ausgeprägter die Schiefe (Asymmetrie) der Ertragsverteilung ist. Das zentrale Ergebnis der Studie lautet nun: Der Dispositionseffekt nimmt mit dem Spekulationsgrad einer Anlage deutlich zu. Vor allem bei spekulativen Papieren verkaufen also die Anleger Gewinnertitel zu früh und Verlierertitel zu spät. Eine weitere statistische Untersuchung der Zusammenhänge stützte nach Kontrolle verschiedener Faktoren die Hypothese, dass hierfür das Motiv der Anleger verantwortlich ist, Kursgewinne aus spekulativen Anlagen einzustreichen. Dieses Motiv erklären die Studienautoren mit dem genuinen Nutzen, den Anleger aus realisierten Kursgewinnen ziehen. Das ist aber nur dann der Fall, wenn dieser Gewinn nicht sogleich wieder reinvestiert wird. In der Tat wurden die Kursgewinne aus den Verkäufen spekulativer Assets weniger oft reinvestiert als die Kursgewinne aus weniger spekulativen Anlagen.  

Link zur Studie: “How speculative asset characteristics shape retail investors’ selling behavior”

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